Dokumentation Vor!-Konferenz, Keynotes, Abschluss
Texte der Vortragenden Claudia Sorger (Frauen-Vor!-Konferenz 23.02.2015), Brigitte Unger (Keynote 24.02.2015), Klaus Dörre (Keynote 25.02.2015), Karin Heitzmann (Abschluss-Podium 25.02.2015) sowie ein Gastbeitrag von Serge Paugaum.
Frauen-Vor!-Konferenz
Claudia Sorger: Arbeitszeitverkürzung und Wunsch nach Zeitreichtum
Was wir brauchen, ist ein neues Leitbild in der Arbeitszeit und für die Arbeitszeitpolitik. Denn Vollzeit für alle (auf Basis von 40 oder mehr Wochenstunden) kann angesichts der angespannten Situation am Arbeitsmarkt, der Bedeutung von Stress für die Gesundheit und der Bereitschaft und dem Bedürfnis von immer mehr Frauen und Männern nach einer partnerschaftlichen Aufteilung der Versorgungsarbeit kein erstrebenswertes Modell sein. Ein neues Arbeitszeitregime, das einen Ausgleich zwischen kurzen und überlangen Arbeitszeiten herstellt, würde einen wesentlichen Beitrag zu einer egalitäreren Verteilung der Arbeitszeit zwischen Frauen und Männern leisten.
Download: Claudia Sorger: Arbeitszeitverkürzung und Wunsch nach Zeitreichtum
Keynote 24.02.2015
Brigitte Unger: Für ein soziales Europa. Vom Schlagwort zur Strategie.
Auf EU-Ebene wurden im Laufe der Jahrzehnte unzählige Konzepte und Indikatoren entwickelt, um Armut und soziale Ausgrenzung zu messen. Brigitte Unger stellt in ihrem Beitrag die Frage, ob mit dem so erzeugten "Wald von Zahlen" tatsächlich Licht ins Dunkel gebracht wird - oder ob statistische Verfahren im Rahmen europäischer Politik nicht häufig dazu missbraucht werden, die Dimension sozialer Probleme kleinzurechnen. Sie spricht sich dafür aus, die Fragen anders zu stellen: Worin liegen die Gründe für Armut? Und was kann in einem sozialen Europa konkret dagegen getan werden?
Download: Brigitte Unger: Für ein soziales Europa. Vom Schlagwort zur Strategie.
Keynote 25.02.2015
Klaus Dörre: Die Armut der Unterklassen. Soziale Wirkungen des neuen Arbeitsmarktregimes.
Der Beitrag beschäftigt sich zum ersten mit sozialen Wirkungen des neuen Arbeitsmarktregimes. An Stichwörtern sind dabei zu nennen: Wettkampfprinzip, ständige Differenzierung von Gewinnern und Verlierern, zirkulare Mobilität und Stigmatisierung und Aneignung eines Überlebenshabitus. Zum zweiten setzt sich der Beitrag mit Begrifflichkeiten auseinander. Er verweist u.a. darauf, dass der Begriff Unterschicht kontaminiert ist. Wer diesen Begriff benutzt, läuft Gefahr, Stereotype zu transportieren, die auf eine kollektive Abwertung der so Bezeichneten hinauslaufen. Was ist aber eine angemessene Bezeichnung?
Erschienen in: Aus Politik und Zeitgeschichte 10/2015, S. 3-10.
Download: Klaus Dörre: Die Armut der Unterklassen.
Abschlusspodium 25.02.2015
Karin Heitzmann: Sozialpolitik als "Social Investment"
Der Beitrag behandelt die Umwandlung sozialstaatlicher Absicherung im Zusammenhang mit "sozialen Investitionen", die auf die möglichst optimale Ausbildung/Entwicklung des sogenannten "Humankapitals" abzielen. Das heißt, Menschen sollen möglichst gut darin unterstützt werden, dass möglichst viele von ihnen möglichst lange in möglichst gut bezahlten Jobs verbleiben und es ihnen dadurch gelingt, sich selbst (und ihre abhängigen Familienmitglieder) ökonomisch abzusichern – und zwar weitestgehend ohne weitere Unterstützung durch sozialstaatliche Mittel.
Diese aktuelle Perspektive eines „Social Investment-Staates“ als mögliche Neuorientierung der Sozialpolitik weist viele gute Facetten auf, aber auch etliche Probleme, die zu neuen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führen könnten und damit zu einer „neuen“ Art von Armut, die dann wieder – sowohl individuell als auch sozial – als selbstverschuldet wahrgenommen werden könnte (im Sinne von: „Chancen nicht genutzt“).
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Gastbeitrag
Serge Paugaum: Poverty, Unemployment and Social Bonds in Europe
The text is based on three main points. First on all, I would like to give a general presentation of the typology of social bonds I used in my research. Second, I would like to summarize the main findings of my research on the Elementary Forms of Poverty. In the following of this general conceptual framework, I would like to give some elements from a recent qualitative research on the impact of the crisis since 2008.
Download: Serge Paugam: Poverty, Unemployment and Social Bonds in Europe