Stimmen gegen Armut - Zukunftsprogramm für ein Österreich ohne Armut
Armutskonferenz macht im Wahlkampf all die ungehörten Stimmen und die wenig beleuchteten Anliegen sichtbar: für leistbares Wohnen und Gesundheitsversorgung ohne Barrieren
Wir machen den Alltag derer sichtbar, die nicht im Licht stehen. Verstärken die Stimmen, die gewöhnlich überhört werden. Rücken die Themen ins Licht, die sonst im Dunkeln bleiben. Für uns alle ist leistbares Wohnen und ein gutes Gesundheitssystem zentral. Das ist viel zu wenig Thema im Wahlkampf. Frauenpolitische Anliegen kommen überhaupt nicht vor.
Leistbares Wohnen, Wohnungsnot bekämpfen
Als wesentlichen Hebel in der Armutsbekämpfung mahnnen wir ein, Armutsbetroffene bei Wohn- und Energiekosten zu entlasten. Die Vertreter*innen von „Sichtbar Werden“, einer Plattform von Menschen mit Armutserfahrung, fordern von der künftigen Regierung außerdem, dass von Armut Betroffene von der Politik endlich gehört werden – und ihre Erfahrungen in Gesetze und politische Vorhaben einfließen.
In unserem Zukunftsprogramm fordern wir „mehr günstigen leistbaren Wohnraum und mehr Investitionen in den öffentlichen und gemeinnützigen Wohnbau. Besonders im Westen Österreichs gibt es noch großen Aufholbedarf.“ Das veranschaulichen die aktuellen Zahlen: „Wäre Österreich ein Dorf mit 100 Einwohnern, könnten es sich vier Personen nicht leisten, ihr zu Hause angemessen warm zu halten, elf Menschen lebten in feuchten, schimmligen Wohnungen, 30 berichteten von einen schweren Wohnkostenbelastung“. Weiters geht es um Flächenwidmung für günstigen Boden, flächendeckende Housing First Ansätze und Förderung von Nachbarschaft und gutem Zusammenleben.
Zukunftsprogramm Wohnen
Zugang zu Gesundheit - egal ob arm oder reich
Gesundheit darf nicht von unseren Finanzen oder Einkommen abhängen. Besonders schwerwiegend wirken sich Wohnprobleme auf den Gesundheitszustand aus. Wir befürworten deswegen alle Maßnahmen, die zu leistbarem und gesundem Wohnen führen. Weiters schlagen wir zur Prävention und Vermeidung ungesunder Lebenswelten die Einführung einer Gesundheitsverträglichkeitsprüfung vor. Gesetze, Maßnahmen und Verordnungen sollen auf ihre Folgen überprüft werden, besonders in ihren Auswirkungen auf Menschen mit wenig Einkommen und sozialer Benachteiligung.
Entscheidend für eine bessere Gesundheitsversorgung ist der Ausbau und die Weiterentwicklung von Primärversorgungszentren. Im multiprofessionellen Team dürfen Peers und Betroffene nicht fehlen. Das sind Menschen, die wissen was Krankheit heißt, die selber Expert:innen ihres Lebens sind und aus der eigenen Erfahrung z.b als Genesungsbegleiter:innen mithelfen können. Dafür solle es österreichweit eine für die Betroffenen kostenlose Ausbildung geben und Peers einen selbstverständlichen Platz in der Gesundheitsversorgung bekommen. Weiters drängen wir auf den Ausbau von Social Prescribing, aufsuchender mobiler Arbeit und kassenfinanzierter Therapieplätze.
Zukunftsprogramm Gesundheit
Mitschnitt der Präsentation der Kapitel Wohnen und Gesundheit im Rahmen einer Pressekonferenz am 13.09.2024.
Zukunftsprogramm für ein Österreich ohne Armut
Das Ziel der Bundesregierung muss es sein, in gemeinsamer Anstrengung mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und vor allem auch mit jenen, die direkt betroffen sind, Armut und Ausgrenzung dauerhaft zu beseitigen. Ziel muss eine Gesellschaft sein, die Beteiligung und Mitsprache für alle eröffnet, eine Gesellschaft, die ein Einkommen in Würde ermöglicht, eine Gesellschaft, die solidarisches Handeln und Miteinander fördert.
Einer neuen Bundesregierung will die Armutskonferenz mit diesem Papier eine Grundlage geben, diesem Ziel näher zu kommen und dementsprechende Maßnahmen zu setzen. Wir wollen die Stimmen gegen Armut hörbar und sichtbar machen.
Die hier vorliegenden 12 Themen wurden von Mitgliedern der Armutskonferenz in einem partizipativen Prozess als wesentlich identifiziert. Auf der 14. Armutskonferenz (April 2024 in Salzburg) wurden sie in Zukunftswerkstätten mit über 300 Teilnehmer*innen weiterbearbeitet und Umsetzungsvorschläge entwickelt. In der Folge wurden die 12 Themen mit bisherigen Positionen und Stellungnahmen der Armutskonferenz abgeglichen und redaktionell bearbeitet.