Keynotes

Dienstag, 16. April 2024, 11:00-13:00

Sieglinde ROSENBERGER (Politikwissenschafterin):
Politik in Österreich erneuern: Ansätze und Triggerpunkte

Politik gilt in Österreich oft als reformresistent, auch weil lange Zeit konsensorientiert ausgerichtet. Veränderung wird gefordert, ja herbeigesehnt. Tatsächlich gibt es drastische Veränderungen und neue Konfliktlagen, die allerdings nicht primär im Sinne eines guten Lebens für Viele bearbeitet werden. Wo sind die Ansatz- und Triggerpunkte um Mehrheiten gegen den Raubbau an der Zukunft zu bilden, um Armut und Ausgrenzung zu reduzieren, um individuell-universelle Rechte zu stabilisieren? Einen gesellschaftlichen Konsens zu diesen Grundsatzanliegen gibt es zweifelsohne, die politisch umstrittene Frage ist aber, wie die großen Themen in Detailmaßnahmen heruntergebrochen werden. Veränderungen müssen fair und tendenziell universell ausgerichtet sein, nehmen Menschen auf dem Reformweg mit und richten sich nicht nur an die politisch-ökonomische Klasse. Dennoch, um Politik nachhaltig zu erneuern, haben zivilgesellschaftliche Initiativen mit politischen Repräsentant*innen gemeinsam Maßnahmen und Prozesse zu entwickeln, die über die Legislaturperioden und den Raum des Nationalstaats hinauswirken.

Sieglinde Rosenberger ist Politikwissenschafterin; sie war bis 2022 Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Uni Wien. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Demokratie, Partizipation, Repräsentation in Kontexten von Diversität und Migrationsgesellschaften.


Utta ISOP (Philosphin, AAU Klagenfurt);
Demokratie erneuern: Mögliche Wege und Utopien

Wie lassen sich Demokratien stärken, indem wir sie erneuern? Dafür gibt es unterschiedliche Ideen weltweit. Diese werden in sozialen Bewegungen und theoretisch diskutiert und ausprobiert. Der Abbau von Hierarchien, Gewalt und Herrschaft soll im Alltag und in der Arbeit, zwischen den Geschlechtern und im sogenannten „Privaten“ lebbar werden. Dafür sind Erfindungen von neuen sozialen Praktiken notwendig. Theoretische Ansätze zur Erneuerung von Demokratie sind beispielsweise: radikale Demokratie, Basisdemokratie, Rätedemokratie, direkte Demokratie, partizipatorische Demokratie, queer-feministische Demokratie und Caring Democracy. Interessante Entwicklungen sozialer Bewegungen zur Demokratisierung finden sich bei den Zapatist*innen, in Rojava, bei den Landlosen-Bewegungen, bei den Piqueteros, den Arbeitslosenbewegungen, in der Bürger*innen-Rät*innen-Bewegung und in den Losbewegungen, die Gleichheit durch Losverfahren befördern.

Utta Isop ist Philosophin und Geschlechterforscherin und lehrt an der Alpen-Adria-Universität. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratie, Geschlecht, solidarische Ökonomien, Grundeinkommen, soziale Bewegungen.