Recharching Social Europe - Soziales Europa stärken
19. Europäisches Treffen von Menschen mit Armutserfahrungen
Bericht des Internationalen Onlinetreffens am 24. und 25. November 2021
(13.12.2021) Seit dreißig Jahren gibt es EAPN, das Europäische Armutsnetzwerk als internationalen Zusammenschluss der Armutsnetzwerke in Europa. Nach ca. 20 Jahren wurde der Ruf nach Partizipation umgesetzt und so fand heuer zum 19. Mal das Treffen der direkt armutsbetroffenen Menschen („PEP – People Experiencing Poverty“) statt. Dort diskutieren Betroffene selbst und stellen ihre Forderungen, es wird nicht nur über sie gesprochen. Aufgrund der Pandemie fand das Treffen dieses Mal online statt.
260 Teilnehmer*innen aus 28 europäischen Ländern
An der Zoom-Konferenz nahmen etwa 260 Personen aus 28 europäischen Ländern teil. Darunter sieben Delegierte von der Plattform Sichtbar Werden aus Österreich, konkret aus Wien, der Steiermark und Oberösterreich.
Heuer wurde zu diesen Themen diskutiert und Forderungen erarbeitet:
- Gesundheitsversorgung
- Wohnraum
- Grundsicherung
- Digitalisierung
Zum Abschluss wurden die Forderungen vor EU-Parlamentarier*innen und anderen Entscheidungsträger*innen vorgetragen und die wichtigsten Punkte des Treffens dokumentiert.
Forderung nach der Umsetzung des Menschenrechts auf bestmögliche geistige und körperliche Gesundheit
Die österreichische Delegation beschäftigte sich Schwerpunktmäßig mit dem Thema Gesundheitsversorgung und erarbeitetete gemeinsam mit den Delegierten aus Polen, Litauen, Slowenien folgende Forderungen:
- Wir fordern die Umsetzung des Menschenrechts auf bestmögliche geistige und körperliche Gesundheit besonders für armutsbetroffene Menschen ein!
- Armut macht krank, Armutsbekämpfung ist eine wichtige Gesundheitsvorsorge.
- In fast allen Ländern der EU sind arme Menschen sehr schlecht medizinisch versorgt. Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist begrenzt und unterfinanziert. Wir alle kennen Stigmatisierung, Beschämung und Ausgrenzung.
- Die Krankenkassen decken nicht alle Menschen und medizinischen Bedürfnisse ab. Psychotherapie, Zahnbehandlungen, Physiotherapie, Heilbehelfe und Medikamente werden oft nicht bezahlt. Es gibt viel zu wenige Fachärzt:innen, sie haben oft monatelange Wartezeiten. Private Anbieter sind für uns zu teuer.
- Durch die Pandemie wird dieser Zustand verstärkt. Covid-19-Erkrankte werden vorgezogen, Menschen mit anderen gesundheitlichen Problemen zurückgelassen.
- Diese Pandemie ist auch eine psychosoziale Pandemie (so nehmen etwa die Selbstmordraten von armutbetroffenen Menschen zu). Die psychische Gesundheit ist von entscheidender Bedeutung – insbesondere für junge und ältere Menschen.
Diese großen Schwachstellen müssen behoben werden!
Auch die Forderungen zu den anderen Themen decken sich mit den Erfahrungen der österreichischen Delegierten. Denn die massiven Probleme mit leistbarem adäquaten Wohnraum, die Schwierigkeiten der Digitalisierung sowie eine menschenwürdige Grundsicherung sind in fast allen Ländern gleich.
Bericht von Anna Schiff (Mitglied der österreichischen Delegation)
Weitere Informationen und Berichte:
https://www.facebook.com/EuropeanAntiPovertyNetwork
https://www.eapn.eu/voices-of-poverty/