Barrieren überwinden und Betroffene einbinden

Österreichweites Treffen von Menschen mit Armutserfahrungen „Sichtbar Werden“ und Dialogforum mit Ämtern und Behörden

(15.11.2024) Von 12. bis 14. November 2024 fand in Wien das diesjährige österreichweite Treffen von Menschen mit Armutserfahrungen und ein Dialogforum mit Ämtern, Behörden und Gesundheitseinrichtungen im Rahmen des Projekts mitgehn statt. An der dreitägigen Veranstaltung nahmen Armutsbetroffene aus verschiedenen Initiativen, Selbstorganisationen und Vereinen, aber auch interessierte Personen aus allen Bundesländern, teil. Ziel der Veranstaltung war es, Beteiligungsformen in verschiedenen Institutionen zu finden und so Beschämung auf Ämtern oder anderen Einrichtungen zu verhindern. Das Treffen war Teil des Projekts mitgehn, das von der Armutskonferenz initiiert wurde und vom Sozialministerium unterstützt wird.

Ein starkes Signal für Beteiligung

Bei mitgehn unterstützen Freiwillige als stille Begleiter*innen Menschen mit Armuts- oder Ausgrenzungserfahrungen auf Ämtern, Behörden oder in Gesundheitseinrichtungen. Durch die Begleitung werden Betroffene dabei unterstützt, besser zu ihren Ansprüchen zu kommen und Termine mit weniger Ängsten, Stress und psychosozialem Druck wahrzunehmen.

Noch besser aber wäre es, wenn es mitgehn und andere Begleitdienste gar nicht bräuchte, weil Personen am Amt wertschätzend begegnet wird und weil sie dabei unterstützt werden, zu ihrem Recht zu kommen. Die strukturelle Einbindung von Kund*innen und Klient*innen in Ämter und Behörden ist dabei ein wichtiger Schritt sein, um positive Veränderungen voranzubringen.

Dialogforum: Gemeinsam Lösungen entwickeln

Zahlreiche Vertreter*innen von Institutionen waren der Einladung gefolgt mit Betroffenen direkt in Austausch zu treten: AMS, Ärztekammer, Bankenverband, MA 11 Kinder- und Jugendhilfe, MA40 Soziales, ÖGK, Wien Energie, Wiener Gesundheitsverbund, Wiener Wohnen. Im Rahmen des Dialogforums im Albert-Schweitzer-Haus diskutierten Vertreter*innen von Institutionen in einem Weltcafe-Format mit Betroffenen über Hürden und Barrieren im Zugang und über konkrete Beteiligungsmöglichkeiten. Gesprochen wurde unter anderem über Peer-Programme, Beiräte oder gemeinsame Konferenzen, um Betroffene in Prozesse und Entscheidungen einzubinden und die Beschämung in Ämtern und Behörden zu verringern. Es geht darum Wege zu finden, um die Perspektive von Menschen mit Armutserfahrungen in der Entwicklung neuer oder Weiterentwicklung bestehender Angebote berücksichtigen zu können.

Sichtbar Werden!

Die Plattform Sichtbar Werden setzt sich als loses Netzwerk von Selbstvertreter*innen und Armutsaktivist*innen gegen Armut und soziale Ausgrenzung und für mehr Beteiligung ein. Die Plattform ist offen für alle, die Armutsbetroffen sind oder Armutserfahrungen haben und die sich sozialpolitisch engagieren und aktiv werden möchten.

Im Frühjahr 2025 werden weitere Dialogforen auf regionaler Ebene in mehreren Bundesländern stattfinden, um die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene zu stärken und die entwickelten Ansätze weiter voranzutreiben.