Strategien gegen Frauenarmut
Keine spürbaren Verbesserungen gibt es seit Jahren für die über 200.000 in Armut lebenden Frauen in Österreich. Vertreterinnen der Arbeitsgruppe Frauen & Armut der Armutskonferenz kritisierten im Rahmen der 7. Österreichischen Armutskonferenz die Versäumnisse der Politik und stellten Lösungsansätze zur Vermeidung und Bekämpfung von Frauenarmut vor.
(05.03.08). 234.000, das sind rund 6%, der Frauen sind in Österreich von akuter Armut betroffen. Sowohl an ihrer Zahl als auch an ihrer Situation hat sich in den letzten Jahren wenig verändert, kritisierten Mitarbeiterinnen von sozialen Organisationen, Beratungsstellen und Behörden im Rahmen der Frauenvorkonferenz zur 7. Österreichischen Armutskonferenz das Versagen der Politik.
Die Gründe für Frauenarmut sind vielfältig und reichen von schlechteren Bildungsmöglichkeiten über erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt, unzureichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Pflegezuständigkeit für kranke Familienangehörige bis hin zu psychischer und physischer Krankheit. Erfahrungen des Mangels (kein Geld zum Heizen, keine Schulausflüge für die Kinder, keine Möglichkeiten der kulturellen und politischen Partizipation) und der Beschämung gehören zum Alltag der Betroffenen.
"Dabei wären die Lösungsansätze seit Jahren bekannt", so Michaela Moser von der Armutskonferenz. "Von der Einführung einer umfassenden Mindestsicherung würden armutsbetroffene Frauen besonders profitieren, edoch müssen die Maßnahmen über das derzeit diskutierte Modell hinausgehen".
Besonderes Augenmerk sei der Verbesserung der Situation von Frauen am Erwerbsarbeitsmarkt zu widmen. Hier fehle es an Konzepten und Angeboten, die gemeinsam mit den Betroffenen nach ganzheitlichen Lösungen suchen.
"Gerade im Bereich der Arbeitsmarktpolitik wird die Tragweite der strukturellen Probleme und der Mangel an wegweisenden politischen Konzepten deutlich", so Moser. "Die für den Erfolg der geplanten Mindestsicherung entscheidenden flankierenden Beratungskonzepte wurden beim Gesetzesentwurf schlicht nicht mitgeplant, auf welche Weise die Umsetzung erfolgen wird, bleibt damit völlig offen." Deshalb sei auch nicht abschätzbar, ob das Modell tatsächlich zur Armutsbekämpfung beitragen werde. Derzeit würden Frauen in Rahmen von Reintegrationsbemühungen oft in die Erwerbstätigkeit oder in Schulungsangebote gedrängt, deren Umsetzung nicht selten ein fragiles System von vorhandenen Überlebenstrategien ins Wanken bringt anstatt zur Armutsüberwindung beizutragen. Geringe Entlohung (oft in Teilzeitarbeitsverhältnissen), entfernte Arbeitsorte mit langen Anfahrtszeiten, erhöhte Ausgaben für Kinderbetreuung, Bekleidung, Essen und Schwierigkeiten erhöhen den individuellen Stress. Gerade beim Auftreten multipler Problemlagen fehle es an adäquaten Lösungsangeboten und an der notwendigen Sensibilität für die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Betroffenen.
Dass es auch anders geht zeigt eine Initative von AMS und Frauenberatungsstellen in Niederösterreich, in dem ganzheitliche Lösungsansätze und adäquate Unterstützungsangebote durch ein optimales Zusammenspiel unterschiedlicher Einrichtungen entwickelt werden.
Neben der Auszahlung der geplanten Mindestsicherung in existenzsichernder Höhe ist auch die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns als zentralen Strategie zur Bekämpfung von Frauenarmut nötig, so die Armutskonferenz. Darüber hinaus muß der Zugang zu qualitätvollen sozialen Dienstleistungen und Gütern, wie Bildung, Wohnraum, Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung und Beratungsangeboten für alle gesichert werden.
Zusätzich zu legistischen Maßnahmen und klaren Rechten und Ansprüchen für armutsbetroffene Frauen brauche es, so die Vertreterinnen der AG Frauen & Armut eine Perspektivenwechsel, der den Blick auf Menschen in ihrer Komplexität, ihren wechselseitigen Abhängigkeiten, ihrer Verletzlichkeit und ihren Potentialen frei legt und die Voraussetzung für ganzheitliche und nachhaltige Lösungen bildet.