Kinderarmut nicht einfach in Kauf nehmen!
Je früher, je schutzloser und je länger Kinder der Armutssituation ausgesetzt sind, desto stärker die Auswirkungen.
„Niemand ist offiziell für Kinderarmut. Aber Armut wird mittlerweile einfach in Kauf genommen“, kommentiert die Armutskonferenz die heute veröffentlichten Daten der Statistik Austria zu Kinderarmut in Österreich. „Zum Beispiel mit Hetze gegen Mindestsicherungsbeziehern (ein Drittel sind Minderjährige) oder die im Budget veranschlagten Kürzungsvorschläge im Sozialen. Kürzungen bei den sog. Ermessensausgaben treffen Beratungsstellen für Familien und Kinder in Not, Bildungs- und Integrationsmaßnahmen“, so das Netzwerk von über 40 Initiativen aus sozialen Organisationen, Selbsthilfeinitiativen, Wissenschaft, Bildungseinrichtungen und Armutsbetroffenen. Die in der Armutskonferenz zusammengeschlossenen sozialen Organisationen beraten, unterstützen und begleiten über 500.000 Menschen im Jahr.
Je früher, je länger und je schutzloser
„Die Chance aus der Armut herauszukommen, steht in enger Wechselbeziehung zu gesellschaftlicher Ungleichheit insgesamt“, analysiert Sozialexperte Martin Schenk. „Je sozial gespaltener eine Gesellschaft ist, desto mehr Dauerarmut existiert. Je mehr Dauerarmut existiert, desto stärker beeinträchtigt sind die Zukunftschancen sozial benachteiligter Kinder. Schenk: Je früher, je schutzloser und je länger Kinder der Armutssituation ausgesetzt sind, desto stärker die Auswirkungen.
Gegen Kinderarmut: Existenzsicherung, Ressourcenstärkung, Zukunftschancen
Kinder, die in Armutsverhältnissen leben, haben arme Eltern. Jede Strategie gegen Kinderarmut muss deshalb auch eine Strategie für ein existenzsicherndes Einkommen der Eltern sein. Kinder, die in Armutsverhältnissen aufwachsen, sind geschwächt. Jede Strategie gegen Kinderarmut muss deshalb auch Kinder stärken und in ihre Ressourcen investieren. Kinder, die in Armutsverhältnissen aufwachsen, haben ein hohes Risiko als Erwachsener wieder arm zu werden. Jede Strategie gegen Kinderarmut muss deshalb diesen Kreislauf durchbrechen; z. B. Bildungs- wie Lernbedingungen zur Verfügung stellen, die integrieren, nicht aussondern. Damit es für sozial benachteiligte Kinder Zukunft gibt – trotz Herkunft, fordert Schenk.
Grundsätzlich helfen Einkommensarmen Investitionen in Dienstleistungen, die sie im Alltag unterstützen: von der Kinderbetreuung, der Frühförderung, Beratungsangebote für Menschen in sozialen Notlagen, leistbares Wohnen, Schuldenberatung bis hin zu Pflegehilfen. Hier entstehen Win-win-Situationen zwischen Einkommen, Arbeitsplätzen, Frühförderung von Kindern und Pflegeentlastung Angehöriger. Auch ein Bildungssystem, das den sozialen Aufstieg fördert und nicht sozial aussondert, wirkt. Auf die neuen sozialen Risken wie prekäre Jobs oder psychischen Erkrankungen muss angemessen sozialpolitisch reagiert werden. Und nicht zuletzt helfen Jobs, von denen man leben kann", so die Armutskonferenz abschließend.
Link: Statistik Austria: 408.000 Kinder und Jugendliche sind armuts- und augrenzungsgefährdet