Journalismuspreis von unten goes international
Preis für respektvolle Armutsberichterstattung erstmals in Finnland, Island, Kroatien und Ungarn verliehen
(03.04.2017) Der Journalismuspreis „von unten“ wurde 2010 von der Armutskonferenz entwickelt. Mit dem Ziel einen Journalismus zu fördern, der den vielen Facetten von Armut gerecht wird, Betroffene respektvoll behandelt, ihre Stimmen hörbar bzw. sichtbar macht und Hintergründe ausleuchtet. Die Jury setzt sich ausschließlich aus Menschen mit Armutserfahrungen zusammen und auch deshalb ist die Würdigung für die bisher 53 ausgezeichneten JournalistInnen etwas Besonderes.
Seit 2015 wird mit Unterstützung der ERSTE Stiftung und des EAPN (Europäisches Armutsnetzwerk) an einer internationalen Verbreitung des Preises gearbeitet und dafür internationale Austausch-Workshops organisiert. Zuletzt wurde der Journalismuspreis für respektvolle Armutsberichterstattung erstmals auch in Ungarn, Kroatien, Finnland und Island verliehen. Weitere Länder haben großes Interesse gezeigt: Mazedonien, Serbien, Slowakei und Rumänien.
VertreterInnen aus all diesen Staaten waren Ende März für ein internationales Vernetzungstreffen in Wien, mit dabei auch VertreterInnen der österreichischen Jury. Sie erzählten von der Umsetzung inklusive länderspezifischen Eigenheiten, kreativen Ideen und auch Problemen, die es künftig zu vermeiden gilt. Dieser Erfahrungsschatz hat jene Länder, die noch in der Planungsphase sind, bestärkt und neue Wege eröffnet.
Einige Eigenschaften des Journalismuspreises für respektvolle Armutsberichterstattung sind in allen Ländern gleich: Die Jury besteht überall aus Menschen mit Armutserfahrungen. Der Preis selbst ist ein symbolischer und nicht dotiert – die durchführenden NGOs hätten dazu einerseits gar nicht die Mittel, andererseits entspricht es dem Wesen dieser Auszeichnung mit einer ehrenamtlichen Jury aus Armutsbetroffenen. Und alle Länder, in denen Preisverleihungen stattgefunden haben, berichten von hoch erfreuten PreisträgerInnen, von großem Stolz und Tränen der Freude.
Gerade in Staaten, in denen Armut und soziale Krisen gesellschaftspolitisch hohe Brisanz haben, steht journalistische Berichterstattung dazu oftmals im Abseits. Es wird höchste Zeit, sozial engagierte JournalistInnen ins Rampenlicht zu holen und ihnen damit den Rücken zu stärken, sind sich alle NGO-VertreterInnen einig. Es gibt auch Ideen, verstärkt Journalismus-StudentInnen einzubinden, um respektvolle Armutsberichterstattung quasi schon in die Ausbildung zu bringen. Die Kontakte, die im Rahmen der Preisverleihungen mit JournalistInnen unterschiedlichster Medien geknüpft wurden, werden bis heute aufrecht erhalten und gepflegt. Auch das zeichnet diesen Preis in allen Ländern aus: Die feierliche Preisverleihung ist nicht der Schlussakt einer Jury-Entscheidung, sondern steht am Beginn engerer Zusammenarbeit zwischen Medien- und NGO-VertreterInnen bzw. Armutsbetroffenen; sie fördert das gegenseitige Verständnis und macht die Perspektive „von unten“ sichtbar.
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