pro mente Austria zum Budget: Reduktion der Mittel für Langzeitarbeitslose fatal für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
Strukturanpassungen und ausgeglichenes Budget dürfen nicht auf Kosten besonders Schutzbedürftiger gehen
(21.03.2018) „Wenn in der heutigen Budgetrede des Finanzministers von ‚Redimensionierungen‘ bei den Mitteln des Arbeitsmarkservice die Rede ist, dann gibt das Anlass zur Sorge“, erklärt Prof. Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny, Präsident des Dachverbandes der Vereine für psychische und soziale Gesundheit, pro mente Austria. „Bei allem Verständnis für das Ziel eines Nulldefizits und notwendigen Strukturanpassungen dürfen solche Maßnahmen nicht ausgerechnet auf Kosten besonders schutzbedürftiger Menschen gehen. Die Reduktion von Mitteln für Langzeitarbeitslose verschärft ganz besonders für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ihre ohnehin schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter.“
Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen: Spezielle Förderung für spezielle Zielgruppen gefordert
Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind überdurchschnittlich häufig arbeitslos, und insbesondere sehr oft von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Statt hier Mittel einzusparen, sollten diese Menschen in der Arbeitsmarktpolitik als eigene Ziel- und Fördergruppe definiert werden, fordert pro mente Austria-Präsident Prof. Schöny: „Im Regierungsprogramm war davon noch die Rede, leider hat dieses Vorhaben jetzt aber keine finanzielle Absicherung erhalten.“
Langzeitarbeitslosigkeit macht krank
Bei Programmen für Langzeitarbeitslose zu sparen sei aber auch unter einem anderen Aspekt problematisch, kritisiert pro mente Austria. „Wir wissen, dass Arbeitslosigkeit, insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit, krank macht und insbesondere das Risiko um ein Vielfaches erhöht, dass psychische Krankheiten entstehen oder sich verfestigen und verschlechtern. Wird bei der Integrationsförderung gespart, riskiert man nicht nur einen Anstieg bei der Zahl langzeitarbeitsloser Menschen, sondern auch bei der Zahl von Erkrankungen“, so Prof. Schöny. „Ausreichende Mittel für eine Integration von Risikogruppen in den Arbeitsmarkt sind daher auch eine sehr sinnvolle Investition in die Prävention und die Vermeidung nachfolgender Behandlung. Reduziert man in diesem Bereich aber Mittel, werden die künftigen Kosten im Gesundheits- und Sozialbereich die Einsparungen beim AMS mit Sicherheit um ein vielfaches übersteigen.“
Umfassende Unterstützung von Menschen mit psychischen Problemen beim Heranführen an den Arbeitsmarkt
pro mente Austria hat bereits in einem umfassenden Forderungskatalog zur Zukunft der Sozialpsychiatrie darauf hingewiesen, dass eine umfassende abgestufte Unterstützung von Menschen mit psychischen Problemen bzw. Erkrankungen beim Heranführen an den Arbeitsmarkt erforderlich ist. „Nur wenn solche Maßnahmen vorhanden und ausreichend dotiert sind, kann auch der Übertritt von Personen aus Beschäftigungstherapieeinrichtungen in den Arbeitsmarkt funktionieren, wie die Regierung das noch in ihrem Arbeitsprogramm betont hat“, so Dr. Günter Klug, Vizepräsident pro mente Austria. „In all diesen sensiblen Bereich zu sparen ist nicht nur Sparen am falschen Platz, sondern wird nicht ohne nachhaltige negative Auswirkungen bleiben.“