Corona: Armutskonferenz fordert Schutzschirm für Armutsbetroffene

Einkommensarme als hoch verletzliche Gruppe einstufen / Corona trifft die ökonomisch Ärmsten am Arbeitsmarkt, in Familien, prekäre Ich-AGs oder als chronisch Kranke.

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(18.03.2020) „Einen sozialen und ökonomischen Schutzschirm“, fordert die Armutskonferenz von der Regierung. Corona trifft die ökonomisch Ärmsten am Arbeitsmarkt, in Familien, prekäre Ich-AGs oder als chronisch Kranke. Sie brauchen besonderen Schutz, Sicherheit und entschiedene Maßnahmen zur Verringerung ihrer sozial prekären Situation. „Einkommensarme müssen als hoch verletzliche Gruppe eingestuft werden“, mahnt die Armutskonferenz ein. Armutsbetroffene sterben um 10 Jahre früher als der Rest der Bevölkerung, bei Wohnungslosen macht der Unterschied sogar 20 Jahre aus. 29% aller Mindestsicherungsbezieher weisen einen sehr schlechten Gesundheitszustand auf, über die Hälfte ist chronisch krank. Aufgrund von beengten Wohnverhältnissen haben Armutsbetroffene schlechtere Bedingungen für eine häusliche Quarantäne bzw. generell in der Phase der Ausgangsbeschränkungen. Oft müssen sich mehrere Personen ein Zimmer teilen. Kinder in Mindestsicherung leben zu 58% in überlegten, zu kleinen Wohnungen. Viele verlieren ihre Jobs, prekär und unsicher Beschäftigte werden voll von der aktuellen Krise getroffen. Kinder von ärmeren Familien haben keinen Laptop bzw. nicht immer Internet daheim fürs Home Learning. Und: Die Ungleichheiten in den Bildungsergebnissen werden sich erhöhen, wenn nicht spezifische Unterstützungsmaßnahmen getätigt werden.

Schutz vor Erkrankung und Schutz vor ökonomischen Abstieg

Jetzt braucht es zwei Handlungsperspektiven. Die eine dient dem gesundheitlichen Schutz von einkommensarmen und sozial benachteiligten Personengruppen. Die andere muss die Verringerung negativer Auswirkungen der Krise auf das untere Einkommensdrittel im Blick haben. Wie die Kosten der Krise verteilt werden, entscheidet über mehr oder weniger Armut in den nächsten Jahren.

Budgetierung der Armutsbekämpfung / Sozialverträglichkeitsprüfung

Die Armutskonferenz fordert einen „Schutzschirm für die ökonomisch Ärmsten am Arbeitsmarkt, in Familien, auf der Straße oder als prekäre Ich-AGs.“ Es braucht eine Budgetierung der im Regierungsprogramm vermerkten Punkte, die Armut potentiell bekämpfen. Im Staatsbudget muss die Armutsbekämpfung abgebildet sein. Und wir sollten jetzt alle Maßnahmen nach Auswirkung auf das ärmste Einkommensdrittel der Bevölkerung prüfen. Das wäre eine kleine Sozialverträglichkeitsprüfung, die empirisch rasch und gut machbar ist“, so die Armutskonferenz abschließend.


Hintergrundpapier (Stand 19.03.2020): Corona und Armut