Armutskonferenz zu „Aufbau- und Resilienzplan“: Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und die soziale Krise bekämpfen!
Dringend: Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen, in soziale Dienstleistungen investieren, digitalen Wandel allen zugänglich machen, Kinder stärken, Lücken im Gesundheitssystem schließen
(10.03.2021) Angesichts der Ausarbeitung eines „Aufbau und Resilienzplans“ für Österreich, fordert die Armutskonferenz, Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen, in soziale Dienstleistungen zu investieren, den digitalen Wandel allen zugänglich machen, Kinder zu stärken und Lücken im Gesundheitssystem zu schließen. Österreich stehen Zuschüsse aus dem Aufbau- und Resilienzplan in Höhe von rund drei Mrd. Euro zu. Um diese Mittel beanspruchen zu können, muss Österreich bis Ende April 2021 einen nationalen Aufbau- und Resilienzplan an die Europäische Kommission übermitteln. Im Plan müssen Reform- und Investitionsvorhaben dargelegt werden, die zu einem nachhaltigen und inklusiven Wachstum beitragen, Arbeitsplätze schaffen, wirtschaftliche und soziale Resilienz stärken und grünen wie digitalen Übergang unterstützen.
Mehr und bessere Jobs: sozial und ökologisch nachhaltig
Im Bereich öffentlicher und sozialer Dienstleistungen können Beschäftigungs- und Weiterbildungsplätze geschaffen werden, die gleichzeitig sozial und ökologisch nachhaltig sind. Gleichzeitig braucht es geförderte Beschäftigung in der Kreislaufwirtschaft und Care-Arbeit zur Sicherung regionaler Infrastruktur. Menschen mit niedriger formaler Bildung oder auch Langzeitbeschäftigungslose sollten explizit von diesen politischen Maßnahmen unterstützt werden. Im Aufbau- und Resilienzplan müssen Pilotregionen zur Bekämpfung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit enthalten sein, Arbeitsstiftungen mit Schwerpunkt Umwelt, Energie, Pflege aufgebaut werden, ein erweiterter Arbeitsmarkt für Langzeit-Arbeitssuchende initiiert werden. Besonders für ältere und auch kranke Arbeitslose ist das wichtig. Außerdem schafft es Arbeit, die wir brauchen, auch in den Regionen für mehr Mobilität, weniger Einsamkeit und mehr sozialen Zusammenhalt.
Digitalen Wandel allen zugänglich machen
Digitalen Wandel inklusiv gestalten, das muss im Aufbau- und Resilienzplan enthalten sein. Die Verbesserung der digitalen Infrastruktur und deren Zugänglichkeit ist eine der zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre. Digitale Tools und digitale öffentliche Dienstleistungen müssen für alle Menschen zugänglich sein. Vielen fehlen allerdings nicht nur die notwendigen Endgeräte dazu, sondern auch die entsprechenden Kompetenzen. Die Armutskonferenz erwartet sich deshalb Programme für digitale Basisbildung, Projekte zur niedrigschwelligen Unterstützung bei technischen Schwierigkeiten als Arbeitsmarktintegrationsprojekt, ReUse und Refurbishment von Endgeräten für benachteiligte Gruppen in Kombination mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen und digitale öffentliche Dienstleistungen in einfacher Sprache.
Kinder und Jugendliche stärken
Für den Aufbau- und Resilienzplan Österreichs schlägt die Armutskonferenz weiters vor:
- die Garantie eines mittleren Bildungsabschlusses für alle Kinder
- einen Chancenindex Schule: Unterstützung von „Brennpunktschulen“ mit empirisch erhobenem Chancenindex kombiniert mit Schulentwicklung.
- den Stopp der Segregation von Kindern bei Schulwechsel vom primären in den sekundären Bereich
- den flächendeckenden Ausbau von Schulsozialarbeit und Schulpsychologie
- den Ausbau von Schnittstellen zwischen Schule und offener Jugendarbeit
- Unterstützungsangebote für Eltern in Bildungseinrichtungen
- Überbetriebliche Lehrwerkstätten, Produktionsschulen ausbauen
Gesundheit: Lücken schließen und Barrieren abbauen
Für Armutsbetroffene und Menschen mit geringem Einkommen ist der leitbare Zugang zum Gesundheitssystem nach wie vor ein großes Thema. In einem österreichischen Aufbau- und Resilienzplan müssen deshalb folgende Punkte enthalten sein:
- Der Ausbau kostenloser bzw. leistbarer therapeutischer und psychiatrischer Angebote, Ausbau psychosozialer Angebote für Familien
- Kindergesundheit: Schließen der Therapie-Lücke. Zehntausende Kinder erhalten nicht die für sie notwendigen Therapien
- Primärversorgungszentren ausbauen mit sozialen Trägern. Gut und hilfreich wäre dabei eine Erweiterung auf gemeinnützige soziale Träger, damit der Public Health Gedanke aus Gesundheit, Soziales und Grätzelarbeit verwirklicht werden kann.
Die Armutskonferenz hat ihre Vorschläge an die österreichische Bundesregierung weitergeleitet und erwartet sich eine – wie von der Europäischen Union gefordert – ernsthafte Einbindung der von der Krise am meist Betroffenen in die Ausarbeitung des Resilienzplans.
Weitere Informationen und Details
Stellungnahme der Armutskonferenz
Stellungnahmen einiger Mitgliedsorganistaionen der Armutskonferenz
Stellungnahme Bundesjugendvertretung