Neue Daten: 289.000 Menschen arm trotz Erwerbsarbeit, 146.000 Haushalte davon mit Kindern!
Herausforderungen bei Working Poor, Kinderarmut, Altersarmut, Arbeitslosigkeit und chronischen Erkrankungen.
(29.04.2021) „Existenzsichernde Löhne und Arbeitslosengelder sind ein wesentlicher Beitrag zur Armutsvermeidung“, weist die Armutskonferenz auf die 289.000 Menschen hin, die in Haushalten leben, in denen der Verdienst trotz Erwerbsarbeit nicht reicht, um die eigene Existenz -und die der Kinder- zu sichern. 146.000 dieser „Working Poor“ sind Haushalte mit Kindern. Aus prekären oder zu gering bezahlten Jobs folgen nicht-existenzsicherndes Arbeitslosengeld und Pensionen. Wer sein Leben lang in prekären Jobs arbeitet, wird keine existenzsichernde Pension zusammenbekommen, das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe sind so gering, dass man im Falle von Jobverlust davon keinen Tag überleben kann.
Kinderarmut steigt. Trotz Familienbonus und vor Abschaffung der Mindestsicherung
385.000 Kinder sind armutsgefährdet. Die Zahlen der Statistik Austria stammen genau aus dem Jahr, in dem der „Familienbonus“ eingeführt wurde. Er erreicht offensichtlich die ärmsten Kinder nicht. Die Daten sind auch vor der Abschaffung der Mindestsicherung und der massiv gekürzten Sozialhilfe erhoben worden.
Sozialpolitische Antworten braucht es jetzt rasch, so die Armutskonferenz: Für von den auslaufenden Mietstundungen Gefährdete, für von Sozialhilfekürzung Betroffene, für Kinder ohne Zukunftschancen, für prekär Beschäftigte und Arbeitslose ohne ausreichende Existenzsicherung, oder für alle, die sich Therapien nicht leisten können.“
Kinderarmut, Working Poor, ältere Arbeitslosen, Altersarmut und chronischen Erkrankungen.
Zwei weitere Erkenntnisse zieht die Armutskonferenz aus den aktuellen Daten der Statistik Austria, die sich noch auf die Lage vor der Corona-Krise 2020 beziehen: „Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Und: Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, Working Poor, älteren Arbeitslosen, Altersarmut und chronischen Erkrankungen.“
Zum Ersten: Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 42% auf 13%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Das sind gerade auch jene Leistungen wie die Mindestsicherung dabei, die in eine gekürzte Sozialhilfe umgewandelt wurden. Und: Während die Lohneinkommen und die Vermögen auseinander gehen, blieben die Haushaltseinkommen in Österreich relativ stabil. Die soziale Schere geht auf, der Sozialstaat gleicht aus.
Freien Fall nach „ganz unten“ verhindern
Zum Zweiten: Besonders gefährdet sind Kinder, Frauen im Alter, Alleinerzieherinnen, „working poor“ und Langzeitarbeitslose. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. 385.000 Personen aller Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten sind Kinder, in Ein-Eltern-Haushalten Lebende sind zu 47% armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, Familien mit mindestens drei Kindern zu 34%. 289.000 sind arm trotz Arbeit, Und unter den Pensionsbeziehenden sind alleinlebende Frauen ebenfalls überdurchschnittlich betroffen.
Sozialstaatliche Antworten: Stärken erhöhen, Schwächen korrigieren
In der Krise jetzt müssen wir die Stärken des Sozialstaats erhöhen und die Schwächen korrigieren. Mit Kürzungen in der Mindestsicherung wird die Situation verschlechtert. Das erhöht soziale Unsicherheit und vergrößert die Schere zwischen Arm und Reich in Österreich", analysiert die Armutskonferenz. „Insgesamt braucht es mehr sozialstaatliche Antworten auf die in der Krise wachsende Ungleichheit, weniger Bittstellerfonds. Das sind Maßnahmen, auf die man ein Recht hat, die nachhaltig wirken und die mehr als zufällig die Betroffenen erreichen.“
Weitere Informationen: Statistik Austria Tabellenband EU SILC 2020