Herausforderungen bei Kinderarmut, der Situation Alleinerziehender, Working Poor, Arbeitslosigkeit und chronischen Erkrankungen!
Armutskonferenz zu neuen Daten: Die Stärken des Sozialstaats erhöhen und die Schwächen korrigieren.
(20.04.23). „In der Krise jetzt müssen wir die Stärken des Sozialstaats erhöhen und die Schwächen korrigieren“, kommentiert das Netzwerk Armutskonferenz die heute veröffentlichten Armutsdaten der Statistik Austria aus dem ersten Halbjahr 2022. „Für jetzt von den hohen Wohnkosten Gefährdete, für jetzt von Sozialhilfekürzung Betroffene, für Kinder jetzt ohne Zukunftschancen, für die existenzbedrohende Situation Arbeitsloser, für die jetzt gestiegene Zahl der Working Poor, für alle, die sich jetzt Therapien nicht leisten können, braucht es wirksame und nachhaltige Maßnahmen“, fordert die Armutskonferenz die Regierungen in Bund und Ländern auf.
In der Teuerungsdebatte macht sich ein Denkfehler breit, der ungefähr so geht: „Wenn wir die Inflation abgelten, dann ist alles wieder ok.“. Das stimmt dort, wo vorher alles ok war. Dort aber, wo schon seitjeher massive Lücken aufgetreten sind, kommt die Teuerung jetzt dazu. Die Krise offenbart quasi die Lücken und Fehlentwicklungen von vorher umso schmerzlicher – auch für diejenigen, die jetzt neu betroffen sind. Ärmeren wirklich helfen heißt also, die Teuerung auszugleichen und die Probleme von vorher zu lösen.
Kinderarmut, Working Poor, Arbeitslose, Situation von Alleinerziehenden und chronischen Erkrankungen
Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, Working Poor, Arbeitslosen, der Situation von Alleinerziehenden und bei chronischen Erkrankungen, zeigen die Daten. Besonders von Einkommensarmut gefährdet sind weiter Kinder (30%), Alleinerzieherinnen (52%) und Arbeitslose (67%). Die Zahl der „Working Poor“ ist auf 331.000 Betroffene angestiegen. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Alleinlebende Frauen in der Pension sind stärker gefährdet (28%). Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand.
Das höchste Risiko erheblicher materieller und sozialer Problemlagen hatten Alleinerziehende. „Verglichen mit den 2,3 % derart Benachteiligten in der Gesamtbevölkerung, waren sie mit einer Quote von 12,7 % mehr als fünfmal häufiger einer erheblichen materiellen und sozialen Deprivation ausgesetzt“, zitiert die Armutskonferenz die Daten der Statistik Austria. In Bezug auf Leistbarkeit bestimmter Grundbedürfnisse wie „die Wohnung warm halten können“ oder „unerwartete Ausgaben tätigen können“, zeigen sich Verschlechterungen der sozialen Situation.
Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr
Die Daten zeigen aber auch: Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut. Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 44% auf 15%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Die Erhöhung der Ausgleichszulage oder die Angleichung der Notstandshilfe auf das zuletzt bezogene Arbeitslosengeld in der Corona-Krise haben beispielsweise präventiv gewirkt, so das Netzwerk Armutskonferenz abschließend.