Reichtum | Verteilung
Gerechte Verteilung von Vermögen und sozialer Ausgleich
Die obersten 5 Prozent besitzen beinahe die Hälfte des gesamten Vermögens, die untersten 50 Prozent gemeinsam bloß 4 Prozent. Die Nationalbank weist darauf hin, dass BesitzerInnen hoher Geldvermögen nur eingeschränkt erfasst werden. Die tatsächliche Ungleichverteilung ist demnach noch viel größer. Hier gibt es keine Mitte. Die Hälfte der Bevölkerung ist ohne Vermögen, der Rest des Vermögens ist konzentriert ganz oben.
Die Anteile der vier Haushaltsgruppen am gesamten Vermögen in Österreich unterscheiden sich beträchtlich voneinander. So verfügt die gesamte untere Hälfte der Haushalte über rund 4% des gesamten Bruttovermögens. Die obere Mitte (30% der Haushalte) hält rund 22% des gesamten Bruttovermögens, die Vermögenden (15% der Haushalte) besitzen rund 29% und die Top-5% halten rund 45% des gesamten Bruttovermögens. Anders ausgedrückt: die kleinste Gruppe (Top-5%) besitzt fast die Hälfte des gesamten Bruttovermögens, während die größte Gruppe (untere Hälfte) nur einen minimalen Anteil am gesamten Bruttovermögen hat. Das ärmste Haushaltszehntel hat ein Nettovermögen von maximal 977 Euro. 7% weisen ein „negatives“ Vermögen aus, sind also überschuldet.
Zwei wesentliche Größen, um die Verteilung der Nettovermögen zu bestimmen sind der Median sowie der Mittel- bzw. Durchschnittswert. Der Medianwert der Nettovermögen liegt bei 76.000 Euro – exakt 50% der Haushalte verfügen über mehr, 50% über weniger Vermögen. Der Durchschnitt liegt dagegen um ein Vielfaches über dem Median – nämlich bei rund 265.000 Euro! Je weiter entfernt der Durchschnittswert vom Median liegt, desto stärker ist die Ungleichverteilung, sprich die Vermögenskonzentration oben. Durchschnittlich besitzen die Haushalte ein Nettovermögen von 265.000 Euro. Tatsächlich verfügen 75% aller Haushalte über weniger als 250.000 Euro. Der „Durchschnittswert“ von 265.000 Euro fällt ins 8. Dezil – also in den Bereich der reichsten 20 %! „Dies illustriert wiederum die ausgeprägte Rechtsschiefe der Verteilung des Nettovermögens. Es gibt sehr viele Haushalte mit einem geringen Nettovermögen und sehr wenige Haushalte mit sehr hohem Nettovermögen.“ (OeNB)
Große Vermögensungleichheit in Österreich
Einkommen ist deutlich weniger konzentriert als das Vermögen. Der Ginikoeffizient zur Ungleichheit der Vermögensverteilung ist mehr als doppelt so hoch wie jener der Einkommensverteilung. Immobilienvermögen ist noch ungleicher verteilt und Unternehmenseigentum überhaupt nur in den höchsten Vermögensstufen von Relevanz. Erben ist einer der wichtigsten Vermögensquellen. Mit dem Nettovermögen steigen Erbhäufigkeit und -volumen stark an, „reiche“ Haushalte erben also eher und mehr als „arme“ Haushalte. Ungleichheit wird vererbt – nicht nur in der Schule.
Sozialer Ausgleich nützt allen
Ausgabenkürzungen bei öffentlichen Investitionen, Dienstleistungen und Sozialtransfers sind schädlich für Konjunktur, Beschäftigung und sozialen Ausgleich. Hingegen weisen Einnahmen bei Vermögen und bei Schichten mit hoher Sparneigung weniger dämpfende Wirkung auf die Volkswirtschaft aus. Ausgabenkürzungen im Umfang von 1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) reduzieren das BIP zwischen einem halben und eineinhalb Prozent. Einnahmenerhöhungen im Umfang von 1% verringern das BIP zwischen 0 und 1%. Eine gerechte Verteilung nützt allen. Das WIFO hat die gesamtwirtschaftliche Wirkung einer Umverteilung von 1 Milliarde von ganz oben zum unteren Drittel analysiert. Aufgrund der unterschiedlichen Konsumund Sparneigung erhöht sich die Nachfrage um 0,4 Mrd. Euro, das BIP um 0,3 Mrd. Euro und die Zahl der Beschäftigten um 3000. Angesichts der Entwicklung zunehmender sozialer Polarisierung in Europa warnt die OECD vor mehrfachen Risiken: Zunehmende Ungleichheit schwächt die Wirtschaftskraft eines Landes, sie gefährdet den sozialen Zusammenhalt und schafft politische Instabilität – aber sie ist nicht unausweichlich, so OECD-Generalsekretär Angel Gurria.
Zentrale Forderungen
- Stabilisierung des sozialen Ausgleichs
Wer sozialer Polarisierung mit all ihren negativen Folgen für die ganze Gesellschaft gegensteuern will, muss nicht nur für die Stabilisierung des Finanz- und Bankensektors eintreten, sondern auch für die Stabilisierung des sozialen Ausgleichs. - Gerechte Verteilung
Gegenwärtig verfügt eine Minderheit über Geld und Vermögen im Überfluss. Zugleich haben immer mehr Menschen zu wenig für ein gutes Leben. Es braucht eine gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen. Die Steuern müssen so gestaltet sein, dass dadurch im Wesentlichen die reichsten zehn Prozent ihren Betrag zur Krisenbewältigung leisten. Damit könnten- das Budget saniert und Schulden abgebaut werden,
- dringend nötige Zukunftsinvestitionen getätigt werden,
- Massensteuern und Kürzungen von Sozialleistungen verhindert werden.
Im Überblick würden Maßnahmenpakete die folgenden Summen bringen:
Budgetkonsolidierung UND Zukunftsinvestitionen sind kein Widerspruch, sondern gemeinsame Notwendigkeit und Gebot der Stunde. Mit den vorgeschlagenen Steuereinnahmen ist beides möglich.
Weitere Informationen
Sozialpolitische Datenbank "Alles über und gegen Armut": Kartegorie Reichtum | Verteilung